2015 gründete ich nach meinem Zweitstudium als Therapeutin meine Praxis Konfliktfrei. Ich kam von der Uni mit einem großen Methodenkoffer. Völlig motiviert nahm ich meine erste Eheberatung an. Das Ehepaar wollte sich trennen, dennoch konnten beide nicht wirklich voneinander loslassen und die Gespräche endeten immer wieder in Tränen, Wut und Vorwürfen. Keine angewandte Methode sollte greifen.
Ich holte mir einen befreundeten Psychologen dazu.
Er war Mediator und wollte anhand einer Mediation dem Ehepaar helfen die gegenseitige Perspektive zu verdeutlichen. Plötzlich waren die Konfliktparteien auf einer emotionalen Ebene gelandet und verstanden sich gegenseitig. Nach nur drei Sitzungen war von Trennung keine Rede mehr und das Ehepaar gab sich eine zweite Chance.
Ab hier entschied ich mich selbst Mediatorin zu werden.
Und „sollte das Kind doch bereits in Brunnen gefallen sein“, weiß ich: Konflikte und Schwierigkeiten sind nicht per se schlecht. Vielmehr gehören sie zu unserem Alltag und machen das Leben erst zu dem, was es ist: Wachsen an dem, was das Leben für uns bereithält. Die Kunst dabei ist, sich nicht von Konflikten und Schwierigkeiten dominieren zu lassen. Wenn die Beteiligten sich der Situation ohnmächtig ausgeliefert fühlen, schaukelt sich ein Konflikt im Lauf der Jahre weiter hoch. Ein Entkommen aus dieser Konfliktspirale ist ohne Hilfe dann kaum noch möglich.
Ganz besonders wichtig ist im Mediationsverfahren, dass jede Konfliktpartei Raum und Zeit erhält, den Streit aus seiner oder ihrer Sicht darzustellen. Besonders in familiären Konflikten wird oft betont, dass man sich vorher nicht mehr wirklich zugehört habe. So bringt die Mediation nicht nur für die Konfliktparteien, sondern auch für mich ein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis.